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Die Geschichte des Blechspielzeuges

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DIE ANFÄNGE ZUR ZEIT DES BIEDERMEIER

Blechspielzeug ist ein typisches Industrieprodukt, das seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts produziert wurde. Erste Blechspielzeuge wurden allerdings schon rund 50 Jahre vorher von spezialisierten Handwerkern, meistens Flaschner, in geringen Stückzahlen in Handarbeit hergestellt. Freilich konnte sich das nur eine gut betuchte Stadtbevölkerung leisten. In ländlichen Gebieten und bei den ärmeren Bevölkerungsschichten wurden Spielzeuge nach wie vor aus Naturmaterialien selbst hergestellt. Eine erste Wende zur größeren Verbreitung von Blechspielzeug begann im Jahr 1815, als in Frankreich die Methode des Blechdrückens erfunden wurde. Dadurch konnten die Flaschner erstmals Blechspielzeuge in größeren Stückzahlen fertigen. Zuerst geschah dies in Fürth, dann Unterfarrnbach und schließlich noch vor 1850 in Nürnberg. Schon 1851 wurden Nürnberger Blechspielzeuge auf der Londoner Messe ausgestellt und prämiert. In diesem Jahr gab es erst zwei Blechspielwarenmacher, wie aus dem Nürnberger Adreßbuch ersichtlich ist. Zehn Jahre später waren es schon 241 Meisterbetriebe mit insgesamt über 100 angestellten Gesellen. Kurz zuvor, 1859, war die Firma Märklin im württembergischen Göppingen gegründet worden, 1863 Bing in Nürnberg. Der dritte, große deutsche Blechspielzeughersteller, die Firma Ernst Paul Lehmann, begann erst 1881 in Brandenburg an der Havel (bei Berlin) mit dem Betrieb. 1861 gründete Johann Andreas Issmayer eine neue Fabrik in Nürnberg, nachdem seine Familie schon zur Biedermeierzeit, 1818, allererste Blechspielzeuge per Hand hergestellt hatte. Weitere, frühe Firmen waren Rock & Graner von 1813, Hess 1826 und Lutz 1846.

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GRÜNDERZEIT UND JAHRHUNDERTWENDE

Mit Einführung der Gewerbefreiheit, zuerst 1869 im Norddeutschen Bund, 1871 dann im gesamten, neugegründeten Deutschen Kaiserreich, kam es zu dem breiten, wirtschaftlichen Aufschwung der Gründerzeit. Hiervon wurden auch die Blechspielzeughersteller erfaßt. So weist die Nürnberger Gewerbezählung aus dem Jahr 1895 fast 2000 Angestellte in 151 Betrieben aus. Von 1860 bis zum 1.Weltkrieg dominierte deutsches Blechspielzeug den Weltmarkt. Ein wichtiger Absatzmarkt war Nordamerika. Zur Jahrhundertwende wurde ein Drittel der deutschen Produktion dorthin exportiert oder anders gesagt, von 15 Millionen in die Vereinigten Staaten importierten Blechspielzeugen stammten 13 Millionen aus Deutschland. 1900 hatte der größte Blechspielwarenhersteller der Welt, die deutsche Firma Bing, auf der Pariser Weltausstellung natürlich auch den größten Spielwarenstand. E.P.Lehmann exportierte sogar 95% seiner Produktion ins benachbarte und überseeische Ausland. Dieser Erfolg beruhte zu einem auf der hohen Qualität, zum anderen auf den extrem preiswerten Waren, da die deutschen Löhne damals sehr niedrig waren.

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ERSTER WELTKRIEG UND WEIMARER REPUBLIK

Im Jahr 1913 betrug der Wert der gesamten weltweiten Spielzeugproduktion 250 Millionen Mark. Davon wurden allein in Deutschland 135 Millionen Mark erwirtschaftet. Zu einem Rückgang der Produktion kam es durch die verhängten ausländischen Importverbote bei Beginn des 1.Weltkrieges. Die Firma Bing überbrückte den Umsatzrückgang durch die Herstellung von Munition für das Reichsheer. Neu gegründete Firmen in Großbritannien und den USA füllten die entstandenen Lücken. 1927 war die Weltproduktion auf mittlerweile 650 Millionen Mark angestiegen, der deutsche Anteil betrug da aber nicht mal mehr ein Drittel, nämlich 200 Millionen. Wie schwierig die Situation in den Jahren nach dem 1.Weltkrieg war, zeigt auch das Vorwort von Ernst Plank in seinem 1925 erschienenen Spielwaren-Katalog: "Zum erstenmale nach einer Pause von 10 Jahren bin ich in der Lage, meiner werten Kundschaft einen Katalog zu bieten, welcher hinsichtlich der Reichhaltigkeit den in den Vorkriegsjahren gewohnten Ausgaben nahekommt". Durch den amerikanischen Börsenkrach von 1929 und der nachfolgenden Weltwirtschaftskrise mußte die Bing AG infolge des Vergleichsverfahrens einer amerikanischen Tochtergesellschaft die Spielzeugproduktion Anfang der dreißiger Jahre einstellen. Seitdem war Märklin der größte deutsche Spielwarenproduzent.

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NATIONALSOZIALISMUS UND ZWEITER WELTKRIEG

Der Wirtschaftsaufschwung im folgenden Jahrzehnt ermöglichte endlich auch den Familien des Mittelstandes einen gewissen Wohlstand und den Erwerb von Spielwaren. Aber schon 1933 mußten die ersten jüdischen Spielzeugfabrikanten das Land verlassen. Der einsetzende Boykott deutscher Waren im Ausland, wie auch die Vertriebsschwierigkeiten durch den Wegfall der jüdischen Spielwaren-Großhändler wurde durch eine gesteigerte Nachfrage im Inland aufgefangen. Mit Kriegsbeginn 1939 wurde die Versorgung der Spielzeugfabriken mit Rohstoffen zunehmend schwieriger. Die jüngeren männlichen Mitarbeiter wurden zur Wehrmacht eingezogen. Kleinere Betriebe mit nur wenigen Mitarbeitern mussten die Produktion gleich ganz einstellen, weil der Inhaber selber zum Militär musste. Bis 1943 war die gesamte Spielzeugproduktion weitgehend eingestellt zugunsten der Herstellung von kriegswichtigen Gütern. In geringem Umfang wurden Spielwaren weiterhin in neutrale Staaten wie die Schweiz und Schweden geliefert. Märklin fertigte u.a. Patronenhülsen, Trix thermoelekrische Elemente für die Luftwaffe. Die Gebrüder Einfalt stellten anstatt ihrer Technofix-Blechspielzeuge nun Filter für Gasmasken her und Hausser, die auch eine große Holzspielzeug-Produktion besaßen, fertigten Munitionskisten aus Holz. Als einzigem gelang es dem Lehmann Patentwerk weiterhin, ausschließlich Blechspielzeug bis zum Kriegsende herstellen zu dürfen.

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DIE NACHKRIEGSZEIT

Nach Kriegsende ruhte bei Lehmann der Betrieb für ein halbes Jahr, dann wurde unter schwierigsten Umständen der Materialbeschaffung mit der Produktion wieder begonnen. Die Firma lag in der sowjetischen Besatzungszone, so erfolgte die Enteignung im April 1948. Die Inhaberfamile setzte sich in den Westen ab nach Nürnberg und begann bei Null. Auch die Stadt Nürnberg selber und viele der dort ansässigen Firmen waren durch Luftangriffe der Alliierten stark zerstört worden. Das größte Problem neben den Zerstörungen war die Rohmaterialbeschaffung. Wer in der glücklichen Lage war und noch intakte Maschinen und Lagerbestände hatte, konnte in kleinem Umfang mit einer Produktion beginnen. Manchmal waren auch noch fertige Spielzeuge in den Lagerbeständen, die dann abverkauft werden konnten. Bei der Firma Hausser in Neustadt bei Coburg wurden den nun unverkäuflichen Spielzeugsoldaten der Wehrmacht die Köpfe entfernt und solche mit dem Helm der Schweizer Armee aufgesetzt. GAMA, schon 1882 in Fürth gegründet, produzierte jetzt hauptsächlich nachgefragte Alltagsprodukte wie Gürtelschnallen, Möbelbeschläge und Bestecklöffel. Märklin war von direkten Kriegseinwirkungen weitgehend verschont geblieben, wie schwierig aber die Verhältnisse in den ersten Nachkriegsjahren für den Blechspielzeug-Hersteller waren, steht im Vorwort des 1947 erschienen Händlerkataloges: "Die Produktion ist vorläufig noch für das Ausland bestimmt. Die durch den Export geschaffenen Mittel sollen die Einfuhr von Lebensmitteln fördern und mithelfen, die Not der Bevölkerung zu lindern. Wir hoffen, daß bald Rohmaterialien zur Verfügung gestellt werden, um Zuteilungen an unsere Geschäftsfreunde im Inland zu ermöglichen". Etliche Jahre noch blieb es schwierig, die zur Blechspielzeug-Herstellung benötigten Stahlbleche zu bekommen.

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DAS WIRTSCHAFTSWUNDER

Mit der Währungsreform von 1948 änderte sich die Situation deutlich. Technofix und GAMA konnten wieder Blechspielzeuge herstellen und verkaufen, Lehmann begann 1951 mit der Nachkriegsproduktion. Ab 1950 stabilisierte sich die Lage und auch der deutsche Spielwarenhandel war wieder existenzfähig geworden. Neue Blechspielzeuge wurden entwickelt und die Sortimente ausgeweitet. Einige Blechspielzeughersteller, so Märklin, Trix, Fleischmann, Arnold und Karl Bub konzentrierten sich nun auf Spielzeug- und Modelleisenbahnen. Das Wirtschaftswunder begann und in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre hatte die Blechspielzeug Produktion wieder das Vorkriegsniveau erreicht. Von der nun ansteigenden Geburtenrate und der damit steigenden Kinderzahl, sowie dem langsam zunehmenden Wohlstand konnte die deutsche Spielwarenindustrie bis in die Siebziger Jahre hinein profitieren. Noch vor Mitte der Fünfziger Jahre kamen jedoch von neu gegründeten Firmen wie Siku, Plasticum, Brohm, Röper, Norddeutsche Plastic und Manurba anspruchslose und billige Plastikspielzeuge in die Spielzeuggeschäfte, die die einfacheren Blechspielzeuge nach und nach vom Markt drängten. Auch Hausser fertigte jetzt die ersten Spielzeugfiguren aus Kunststoff. Schon Ende der dreißiger Jahre hatte man dort probeweise erste Plastiksoldaten gefertigt, der beginnende Krieg schob aber die weitere Marktreife um über ein Jahrzehnt hinaus.

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KONKURRENZDRUCK IN DEN SECHZIGER JAHREN

Mit Beginn der 60er Jahre ersetzte Hausser folglich die Blechspielzeuge durch solche aus Plastik. Nach dem Bezug von neuen Firmengebäuden begann Lehmann 1959 mit der Fertigung von Plastikspielwaren. Problematisch wurde die Entwicklung auch für die 1920 gegründete Firma Neuhierl. Seit der Nachkriegszeit wurden teils einfache Blechautos hergestellt. Da die Zeichen der Zeit erkannt wurden, schaute man sich nach neuen Produktbereichen um und schon 1963 führte Neuhierl die Carrera Autorennbahn ein, die ein großer Erfolg werden sollte. Zu diesem Zeitpunkt tauchten in den Spielwarengeschäften auch die ersten Blechspielzeuge aus Japan in größerer Zahl auf. Aufgrund der niedrigen Löhne waren diese Artikel relativ preiswert erhältlich. In den Folgejahren stiegen die Löhne in Deutschland und der Unterschied bei den Verkaufspreisen wurde noch größer. Oft wird kolportiert, dass die japanischen Hersteller deshalb der Grund für den Niedergang der Blechspielwarenherstellung in Deutschland waren. Aber das ist nicht wahr. Rund zweidrittel der in Deutschland verkauften, japanischen Blechspielzeuge waren Autos, die meistens mit Batterieantrieb ausgestattet waren. Damit standen sie in direkter Konkurenz zu den von GAMA hergestellten Spielzeugautos. Aber es war gerade GAMA, die die kommende Krisenzeit der Blechspielwaren als einer der ganz wenigen Hersteller überstanden und noch um 1990 zu den Größten in der Branche gehörten. Schwierigkeiten bereiteten neben stagnierenden Umsätzen zunehmend die billigen Spielzeuge aus Fernost, neben Japan solche aus Korea, Taiwan und Hong Kong. Besonders spürte das Lehmann, deren Kleinspielzeuge oft mitsamt kompletter Mechanik und Design nachgebildet wurden. Binnen Jahresfrist standen diese Kopien dann in den Regalen der Spielzeug-Einzelhändler. So entstand die Idee einer komplett neuen Spielzeugserie, der Lehmann-Groß-Bahn oder kurz LGB, einer aus hochwertigem Kunststoff gefertigten, wetterfesten Spielzeugeisenbahn für den Garten.
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DAS ENDE IN DEN SIEBZIGER JAHREN

In den Siebziger Jahren sollte dann das Zeitalter der deutschen Blechspielzeug-Herstellung sein Ende finden. Sicherheitsauflagen für Kinderspielzeug, aber auch die Folgen der Ölkrise von 1973 mit der sich anschließenden wirtschaftlichen Rezession trugen dazu bei. In dieselben Schwierigkeiten geriet aber auch die japanische Blechspielzeug Industrie. Es stellten ihre Blechspielzeug Produktion ein:

1966 Karl Bub
1971 Tipp & Co.
1971 Nürnberger Blechspielwarenfabrik
1973 Beckh KG
1973 Schuhmann Ohg
1974 Göso
1974 Blomer & Schüler
1974 Konrad Haffner
1975 Huki
1976 Schuco
1976 Heinrich Wimmer
1978 Technofix
1978 Kellermann
1983 Hausser

Während Karl Bub 1966 noch daran scheiterte, dass man mit der "Spurweite S" ein Spielzeug-Eisenbahnsystem eingeführt hatte, welches vom Markt nicht akzeptiert wurde, scheiterte Hausser 1983 an der Beibehaltung veralteter Produktlinien, obwohl man seit Mitte der Fünfziger Jahre konsequent auf Kunststoff-Spielzeuge gesetzt hatte und Blechspielzeuge schon lange nicht mehr fertigte. Auffällig an der Tabelle ist auch, dass zuerst Hersteller von den einfacheren, kleinen Blechspielzeugen aufgeben musste. In der 2. Hälfte der 70er folgten dann mit Schuco, Technofix und Kellermann die größeren Firmen mit den bekannteren Namen.

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DIE LEGENDE

Es überlebten die Hersteller, die konsequent auf die Produktion von Modelleisenbahnen setzten, sowie einige Spezialanbieter. Schopper, 1928 gegründet, fertigt heute noch Puppenküchen, Geschirr und Herde aus Blech. LBZ, gegründet 1880 von Lorenz Bolz, fertigt immer noch die bekannten Blechkreisel. 1912 wurde Wilesco gegründet und produziert Dampfmaschinen und Blechspielzeug-Zubehör. Ab 1969 erwarb der Maschinenschlosser Josef Wagner Formwerkzeuge aus den Insolvenzmassen untergegangener Blechspielzeug Fabriken. In seinem kleinen Familienbetrieb werden bis heute viele Dutzend verschiedener Blechspielzeuge für die Sammler in aller Welt aus den alten Formen hergestellt. Seit etwa der Jahrtausendwende kommen auch viele Kopien der alten, gesuchten Blechspielzeuge aus China.

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Euer Blechroboter